Die Herbert Fritsche Biographie |
Leseprobe Auszug Kap. 14. Buchingerzeit
Metaphysik des Scheiterns – Leben und Werk des Grenzgängers Herbert Fritsche
...„Dieses Jahr 1941, aus dem ich nun herauswandern soll in neues Ungewisses, ist eigentlich das beste von allen gewesen. Es hat mich in tiefstes Dunkel hineingeführt um die Jahresmitte [...] dennoch war das Dunkel in einer nicht zu schildernden Weise licht: Und das bleibt stets eins der heiligsten Erlebnisse, die uns geschenkt werden: etwas ahnen zu dürfen von der gewaltigen Coincidentia oppositorum, die am Urbeginn war, zum Ende der Zeiten abermals sein wird und auch jetzt noch wie ein Verheißungslicht hineinstrahlt, wenn unser Bewusstsein sich in seine höhere Heimat erhebt.
Coincidentia oppositorum, ‘Zusammenfallen der Gegensätze’ - das ist ein Erleben, dem gegenüber Worte sofort machtlos werden. Die Mystiker kommen ins Stammeln, die Denker in die Paradoxie, wenn sie etwas davon sagbar machen wollen. Lao-Tse und die Bhagavad-Gita sprechen vom ‘Nicht-Tun im Tun’, unsere westlichen Überlieferungen stellen ein Leben dar, das sich am Sterben entflammt und Suso, der Gewaltige, prägte den Spruch: ‘Wem Leid ist wie Freud / Und Freud wie Leid, / der danke Gott für solche Gleichheit!’ Merkwürdig, dass diese - wenn man so sagen darf - Paradoxie der Wesens-Tiefen allein dem Erlebnis vorbehalten bleibt, während sie sogleich leer, dünn, philosophisch-unverbindlich wird, wenn sie vom bloßen Erkennen her angegangen werden soll.
Nun also, dieses Jahr hat mir Einblicke in eine Sphäre des Gegensatzlosen, besser gesagt: des geheimen Einklangs der Gegensätze in einem Bereich lebendigster Wirklichkeit zuteil werden lassen, die zwar mit Leiden erkauft werden mussten, nun aber doch nichts als Gewinn geworden sind. Ich hatte davon 1940 von alledem noch keine Ahnung“...
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